Wer eine 630-seitige Anleitung zum Programmieren eines Zilog Z80 (Mikroprozessor) auf der CD zu einem Buch braucht, der hat mit »Computergeschichte(n) – nicht nur für Geeks« die richtige Entscheidung getroffen. Das, Ende 2010, erschienene Buch von H. R. Wieland richtet sich nicht nur an »Geeks«, sondern an jeden, der an Computergeschichte interessiert ist. Der Diplom-Informatiker, der sich sein halbes Leben mit Computern auseinandergesetzt hat, gibt auf 605 Seiten Einblicke in die unterschiedlichsten Themen.
Schon am Anfang des Buches wird klargestellt, dass es sich nicht um ein Lehrbuch handelt. Vielmehr würde der Begriff »Humorvolles Computergeschichts-Lexikon« passen. Wieland schmückt jeden Teil des Buches zum Anfang mit Zitaten, so beginnt das Buch mit einem Zitat von einem Bandarbeiter eines Computerherstellers - »Unsere Hardware ist schon ziemlich hart. Zumindest viel härter als die Köpfe unserer meisten Nutzer.«
Man überfliegt bereits nach den ersten Seiten über 30.000 Jahre. Vom Entdecken der Zahl, über die Keilschrift bis hin zum Rechenschieber, den wir alle in der Grundschule benutzt haben. Der Autor führt uns über Dezimalsysteme, den Vergleich zwischen LP und CD ins 2. Kapitel - »Computer ohne Programme«. Ferner werden die ersten Rechenmaschinen und Mechanismen vorgestellt, bevor eine eigene Sonnenfinsternis simuliert wird (in Kombination mit der Buch-CD). Nachfolgende Kapitel gehen auf die ersten Computer (Zuse), Serienproduktion »made by IBM«, Steve Jobs (Apple), C64 sowie Atari, Amiga und Co. ein. Im 5. Kapitel werden hauptsächlich »Superrechner im Wohnzimmer« vorgestellt, darunter eine Cray CX1 (2 x 8 Prozessoren á 2 oder 4 Cores, 24 GB RAM und 4 TB Festplattenspeicher).
Mit der Cray endet auch der erste Teil des Buches. Es folgt die Geschichte der Software. Nun dreht sich in den folgenden vier Kapiteln alles um die Computersprache Assembler, Programmiersprachen (von Ada bis zu Visual Basic alles dabei) – bei denen auch selber programmiert wird -, die Erfindung von PowerPoint, »Bob«, Open Source und dem Fundament von Windows. Der Autor geht auf DOS, das »Ur-Windows« sowie Linux ein.
Weitere 70 Seiten widmen sich dann dem Thema Computerspiele. Hier geht Wieland auf die Anfänge (Pingpong) ein und begibt sich mit dem Leser auf eine Reise durch Adventures, Rollenspiele und MMOGs wie World of Warcraft. Ebenfalls geht der Autor auf das Unreal Development Kit ein, Unity sucht man vergebens. Während sich die letzten Seiten dieses Teils noch mit Netzwerken und dem World Wide Web beschäfigen, widmen sich die letzten 100 Seiten des Buches im dritten Teil der Zukunft der Computer und somit auch dem Cloud Computing, der Quantenmechanik und »der großen Kunst der kleinen Zellen« (Simulation Zellulärautomaten; tiefere Biologie und Physik). Typisch für Galileo Computing Bücher: die moderne und gut leserliche Gestaltung, allerdings auch die farblosigkeit. Sehr viele anschauliche Bilder schmücken dieses Buch und kommen bei all dem schwarz-weiß nicht zur Geltung. Positiver aber sind die »Lesen Sie weiter«-Kästchen am Ende jedes Kapitels. Diese geben weiterführende Links zum Thema an und lassen jenen, die am Thema interessiert sind, keine Fragen offen.
Diplom-Informatiker H. R. Wieland liefert mit seinem Buch ein umfassendes Lexikon zum Thema Computer ab und vermittelt meist auf humorvoller Art und Weise die Geheimnisse der Informatik. Er selber meint: »Wir wollen versuchen, die Spuren, die der Computer in der Zeit hinterlassen hat, praktisch zu lesen.« Mir persönlich gefällt dieser Titel sehr. Vor allem die Zitate am Anfang eines jeden Kapitels waren sehr humorvoll und interessant, so erfährt man zum Beispiel, dass Bill Gates damals sagte, dass das Internet bloß ein kurzer Hype wäre. Auch ein Witz ziert die Titelseite eines Kapitels, so streiten sich die beiden Microsoft- und IBM-Chefs (Bill Gates und Jim Cannavino) über die Zukunft von Betriebssystemen. Geworfen wir eine Münze. Zahl für OS/2, Kopf für UNIX. Gates beschwere sich, dass Windows NT vergessen wurde, doch Cannavino antwortet, er habe es nicht vergessen – wenn die Münze hochkant stehen bleibe, gehöre die Zukunft Windows NT.